Etwa 1 von 5 Personen in Deutschland leidet an einer Allergie. Die Mehrheit dieser Menschen ist gegen luftgetragene Allergene allergisch, hauptsächlich gegen Hausstaubmilben oder Pollen. Hausstaubmilben kommen hauptsächlich in Matratzen vor und stellen ein bedeutendes Innenraumproblem dar. Pollen hingegen fliegen draußen und während der Pollenflugsaison ist ein Allergiker ihnen zwangsläufig ausgesetzt. Danach treten die klassischen Symptome von Heuschnupfen oder allergischem Asthma auf.
Pollen sind daher ein wichtiger Indikator für die Luftqualität. Luftqualitätsparameter wie Ozon, Feinstaub und Stickoxide werden gesetzlich vorgeschrieben überall gemessen und online zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz dazu werden biologische Luftqualitätsparameter wie Pollen- oder Schimmelsporenkonzentrationen selten gemessen und wenn überhaupt, dann meistens von privaten Organisationen, die ihre Daten nicht kostenfrei zur Verfügung stellen.
Natürlich erstellt der Deutsche Wetterdienst eine Prognose, wann und wo Pollen fliegen. Hierbei werden Berechnungen verwendet. Es ist jedoch ein Unterschied zu wissen, "so viele Pollen sollten nach Berechnung fliegen" und "so viele Pollen fliegen tatsächlich". Daher sind Messungen unverzichtbar.
Pollen werden in der Regel manuell mit einem Mikroskop identifiziert. Dies ist zeitaufwändig und die Daten können daher nicht sofort online zur Verfügung gestellt werden. Das hat sich jedoch geändert. In Bayern hat das Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (LGL) seit 2018 das weltweit erste vollautomatische Pollenmesssystem aufgestellt, das allergene von nicht-allergenen Pollen unterscheiden kann. Diese Daten sind online auf www.epin.bayern.de oder www.pollenscience.eu abrufbar.
Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts SYLVA (https://sylva.bioaerosol.eu/data/) wird am Schneefernerhaus eine automatische Pollenüberwachung auf einem höheren Niveau benötigt: Pollenüberwachung in Gebieten, in denen dies bisher nahezu unmöglich war. Das Ziel des Monitors am Schneefernerhaus ist es zu zeigen, dass Pollenüberwachung auch unter erschwerten Bedingungen möglich ist, sprich überall. Dies hat den Vorteil, dass nun eine flächendeckende Pollenüberwachung möglich sein wird, wodurch Allergiker jederzeit besser darüber informiert werden können, welche Pollen gerade fliegen.
Hierfür wird ein automatischer Pollenmonitor an die extremen Bedingungen am Schneefernerhaus angepasst, indem zusätzliche Heizungen an kritischen Stellen installiert werden: beheiztes Ansaugrohr, Geräte-Innerheizung und Mikroskopheizung.
Das Projekt wird von Prof. Buters und PD Inga Wessels vom Zentrum Allergie & Umwelt (ZAUM), einem Institut der Technischen Universität und des Helmholtz Zentrums München, betreut. Der Monitor wird von der Firma Helmut Hund GmbH, Wetzlar, gebaut.