Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt auf der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus unterhalb des Zugspitzgipfels ein Instrument zur Messung von Schwefeldioxid in der Atmosphäre. Des Weiteren nutzt die UFS ein sogenanntes Ceilometer, ein vollautomatisch rund um die Uhr messendes Laserinstrument zur Erfassung von Partikeln in atmosphärischen Schichten oberhalb der UFS. Damit lassen sich beispielsweise Saharastaub und Vulkanasche in der Luft detektieren. Schwefeldioxid und Vulkanasche sind es auch, die bei Vulkanausbrüchen vermehrt in die Erdatmosphäre gelangen.
Während der letzten Februarwoche wurden an der UFS deutlich höhere Schwefeldioxidwerte als normal gemessen. Der Wert von Schwefeldioxid (SO2) der in der Regel unter 1 ppb liegt, erreichte am Donnerstag den 25. Februar Werte von 3-6 ppb (parts per billion = Teilchen pro 1 Milliarde Luftteilchen), im Maximalwert wurden knapp 20 ppb gemessen
Das Ceilometer zeigte am 25. Februar in den frühen Morgenstunden eine wenige hundert Meter dicke Partikelschicht ca. 1 km oberhalb der UFS an, die im Tagesverlauf auf das Niveau der Station herabsank und zu einer starken Zunahme der ebenfalls am Schneefernerhaus gemessenen Partikelanzahl (bis 25.000 Partikel/cm3) in der Luft führte.
Die gemessenen Schwefeldioxid- Konzentrationen weit über dem Normalwert korrelieren zeitlich mit den Ausbrüchen des gut 1000 km entfernten Vulkans Ätna auf Sizilien. Dieser zeigte bereits am 19. Februar verstärkt strombolianische Aktivität, sogenannte Paroxysmen, und stieß in den darauf folgenden Tagen vermehrt Schwefeldioxid und Aschewolken aus. Die Ausbrüche setzten sich in den kommenden Tagen fort, teilweise mit spektakulären, mehreren Hundert Metern hohen Lavafontänen. Nach einer kurzen Ruhepause zum Monatsende wurden bis 7. März weitere Ausbrüche beobachtet, deren Emissionen jedoch in Richtung Griechenland, naher Osten und afrikanische Mittelmeerküste getragen wurden. Die bisher letzte verzeichnete Aktivität war in der Nacht vom 9. auf den 10. März, wie mit Hilfe von Satellitenaufnahmen ermittelt werden konnte. Derzeit ist noch nicht abzusehen, ob es zu weiteren Ausbrüchen kommen wird.
Die vulkanischen Emissionen am 22. Februar erreichten für den Ätna ungewöhnliche 11 bis 12 km Höhe und zogen in nordwestliche Richtung über das Mittelmeer und die Südküste von Sardinien Die Messungen am Schneefernerhaus weisen aber darauf hin, dass es in den Luftschichten eine Bewegung Richtung Norden gegeben haben muss, die die Vulkanwolke über die Alpen nach Deutschland gebracht hat. Diese Bewegung konnte vom DWD auch gut mit Hilfe von Satellitendaten (SEVIRI) beobachtet werden.
Die Messungen des DWD am Schneefernerhaus spielen eine wichtige Rolle für die Erkenntnis über die Ausbreitung und die zeitliche Entwicklung von derartigen Wolken. Auch beim Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 auf Island wurden zeitnah erhöhte Schwefeldioxidwerte und Aschepartikel an der UFS gemessen. Mithilfe der damals gewonnen Information über die Ausbreitung und die Aschemenge konnten unter anderem auch Warnungen für Flugreisen untermauert werden.